Übergang in den Ruhestand V

Heute kommt der fünfte Teil zum Thema Übergang in den Ruhestand

Die Kunst der Selbstfürsorge "…weil ich es mir wert bin!", lautet ein aktueller Werbespruch für Haarspray. Diese Botschaft prallt an uns Männern locker ab, weil es sich zum einen um ein Produkt für Frauen handelt und zum anderen brauchen die meisten für die wenigen uns verbliebenen Haare kein Styling mehr. Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum uns der Spruch so dämlich vorkommen mag: Sich selbst einen Wert zuzuerkennen, ein gesundes Selbstwertgefühl ohne Bezug zu Arbeit, Familie, Freunde etc. zu entwickeln, damit tun sich die meisten Männer schwer.

In der nachberuflichen Lebensphase ist viel Zeit und Raum sich etwas "zu gönnen", sich unabhängig von anderen etwas Gutes zu tun: schon am Vormittag ein Buch lesen, einen langen Sparziergang unternehmen, den lange aufgeschobenen Besuch eines Museums nachholen, Sport treiben, die Ernährung auf Bio umstellen, einfach nur mit einer Tasse Kaffee in der Hand im Garten sitzen, dem Regen zuschauen. Die ganz hohe Schule ist es dann, sich Momente zu gönnen, indem wir einfach nur da sind, ganz im Hier und Jetzt, wach und gelassen (dazu mehr in nächsten Blog).

Das größte Problem auf dem Weg zur Kunst der Selbstfürsorge ist unser innerer Zensor. Jahrzehntelang mussten wir effektiv sein, uns auf unsere Aufgaben konzentrieren, für die Familie sorgen. Klar mussten wir auch auf uns selbst acht geben, damit wir uns nicht dauerhaft überlasten. Letztendlich ging es aber immer darum, fit für unsere Aufgaben und Beziehungen zu bleiben. Jetzt fehlt diese Vorgabe. Wir befinden uns quasi im Leerlauf. Trotzdem gut für sich zu sorgen, vielleicht sogar mehr als es bisher möglich war, das müssen viele erst lernen. Entscheidend dabei ist es, sich selbst die Erlaubnis dafür geben zu können, sich zu sagen: "Du darfst" - womit ich wieder bei den Werbesprüchen wäre;-)

Natürlich gilt es auch hier eine gute Balance zu finden und alle Bälle in der Luft zu halten - auch die, die für die Notwendigkeiten des Alltags stehen. Ein guter Marker ist dabei das Gefühl von Unter- bzw. Überforderung. Ein solches Gefühl kann sich sowohl in Hinblick auf körperliche, geistige, handwerkliche, emotionale oder soziale Unter-/Überforderung einstellen. In dieser Lebensphase können wir, anders als vorher, darauf angemessen reagieren ohne gleich Konflikte befürchten zu müssen.

Zur Selbstfürsorge gehört gewiss nicht nur sich Wohlfühleinheiten zu gestatten, sondern auch sich selbst Aufmerksamkeit zu schenken.